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Donnerstag, 22. Juni 2017

Texter-Albtraum: Jobangebote aus der Hölle – der Journalismus blutet aus

Pixabay - Das Wortgewand

"Niemand wird gezwungen" ist das Totschlagargument schlechthin. Die Realität sieht vielfach anders aus. Einmal in der Billigmühle gefangen, kommen Betroffene (allein schon aus Zeit- oder Vertragsgründen) nicht mehr raus. Kritiker kratzen nur an der Spitze des Eisberges, weil die meisten Menschen sich aus Angst vor Jobverlust nicht öffentlich äußern möchten. Die kapitalistische soziale marktwirtschaftliche Zitronenpresse quetscht feste und freie Mitarbeiter in Kreativberufen gnadenlos aus – nicht erst seit gestern. Mit gravierenden Folgen für die Kultur- und Medienlandschaft. Ich habe einige aktuelle Beispiele höllischer Jobangebote und unterirdischer Textgesuche (mit zugegebenermaßen hohem Unterhaltungswert) zusammengetragen. Nein sagen ist eigentlich ganz leicht!

Screens zum Lesen bitte anklicken und vergrößern.





Jammern auf niedrigem Niveau?



Zapp - das Medienmagazin


Auf NDR kam ein sehr interessanter Zapp-Beitrag (danke GEZ) nachzuschauen in der Mediathek:
Geknechtet: Freie Journalisten und Honorare
ZAPP - 21.06.2017 23:20 Uhr Autor/in: Daniel Bouhs 
Können freie Journalisten noch vom Schreiben "auf Zeile" leben? ZAPP hat sich umgehört. Das Ergebnis ist alarmierend, denn es werden Honorare gezahlt, die den Journalismus ausbluten lassen.




Dank gecancelter Mindest-Zeilenhonorare bekommen freie Redakteure / Reporter / Journalisten für eine umfassend recherchierte, halbseitige Zeitungsreportage (mit zwei- bis dreitägiger Arbeit) 200 € brutto – wenn sie Glück haben. Wahrscheinlicher sind hingegen 50 € brutto. Die deutsche Medienlandschaft geht aufgrund verquerer Sparpolitik den Bach runter. Können wir unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch auf qualitativ hochwertigen Journalismus vertrauen? Selbst die unterbezahltesten Redakteure haben ein Quentchen Ehre im Leib und geben sich Mühe. Noch. 

Honorare aus der Hölle - Mediafon-Liste



Mediafon unterhält eine ständig aktualisierte Honorarliste, in der auch viele schwarze Schafe der Branche aufgeführt sind, die sich nicht an die Vergütungsregeln für freie Journalisten halten können oder wollen. 

Kein Wunder, dass sich die Trittbrettfahrer aus den Onlinemedien wie die Ratten vermehren, wenn die "Großen" es vormachen. Die Nullpreispolitik betrifft nicht erst seit gestern, sondern bereits seit Jahren die Freelancer der Printmedien und natürlich auch die Webtexter und Werbetexter, weil zahlreiche arrogante Faulpelze im Netz sehr schnell sehr reich werden wollen, indem sie ihre Textarbeit billigst nach unten an "Content-Schrubber" verteilen. An entsprechenden Diskussionen beteilige ich mich kaum noch, nicht zuletzt weil ich einigen dieser Leute kein Contra mehr geben kann. Die haben mich blockiert, weil ich ihnen Contra gegeben habe.

Um allegorisch zu bleiben (Ratten sind schließlich auch nur Allweltsmäuse), bemühe ich den ausgenudelten Flügelspruch "da beißt die Maus keinen Faden ab": Ohne faire Honorare ist keine herausragende Qualität möglich. Fachwissen erst recht nicht. Punkt! Wer dennoch unermüdlich Premium-Qualität zu Micro-Preisen einfordert oder sich gar als Texter dafür hergibt – dagegen hätte ich was! Einige meiner Kollegen haben kürzlich ein Selbststeinigungs-Kit entworfen. Kommt per Post gegen Vorkasse. Ernstgemeinte Bestellungen bitte in die Kommentare. ;)


Jobangebote aus der Hölle

 

 

Noch nie was von Health Claims gehört?!
Gesundheits-Testberichte für lau von einem Patrick R. per 20.06.17
in div. FB-Texterjob-Gruppen gesucht (Posts nach Kritik gelöscht)
Texter / Redakteure werden zu Schreibmaschinen degradiert, sollen im Akkord Texte tippen, oder in Naturalien für höchst bedenkliche Testberichte entlohnt werden. Vertragsstrafen in mittlerer dreistelliger Höhe, wenn die Knechte die enorme Textmenge für den halben Cent pro Wort nicht fristgerecht schaffen (Quelle: Schwarze-Schafe-Gruppe), sind das neueste Geschäftsmodell. Öffentliche Beispiele gibt es zur Genüge. Wer sich darauf einlässt, ist selbst schuld. Also Finger weg!

An unmögliche Texterjobs im Microcent-Bereich haben wir uns längst gewöhnt und schauen wahlweise amüsiert oder entsetzt darüber hinweg. Sofern die Pappnasen überhaupt den Arsch in der Hose haben, ihre Honorar-Offerten von 0,5 bis 3 Cent pro Wort für den geforderten hochwertigen Content bekannt zu geben und die Preise dem Interessenten nicht erst nach der Bewerbung im Geheimen (per PN) verklickern.

Woran ich persönlich mich nie gewöhnen werde, ist das unverschämte Auftreten solcher "Geschäftsleute", die sowohl öffentlich als auch im Schutze des vermeintlich anonymen Internets respektlos, arrogant und menschenverachtend argumentieren und handeln. Ich arbeite mit solchen Kunden NICHT zusammen, aber sie laufen einem ständig online über den Weg.

Beipiele?! (frei nach den Originalkommis eines T. W. vom 21.06.17 in einer FB-Texter-Gruppe):
"Egal wie niedrig der Preis letztlich ist, die Qualität muss immer gewährleistet werden, wenn man als Texter sein ok gegeben hat!"
oder: "Ich bin als AG auch selbst Autor, schreibe für bis zu 50 Cent pro Wort (zahle als AG aber am liebsten nix, Anm.d.R.), schreibe andererseits aber auch kostenlos zu Prestigezwecken. Geschäftlich gesehen sind Leerzeiten unwirtschaftlich und Marketing ist wichtig. Ist es denn nicht genau das, wenn man seine Texte online stellen darf: Marketing?"

Nein ist es nicht! Auf 08/15 Seiten für Appel & Ei oder umme unter dem Namen des Seitenbetreibers veröffentlichte Texte haben null Marketing-Wert. Wer sich kritisch äußert oder kommentiert, wird als faul beschimpft, denn er könnte in dieser Zeit ja auch "sinnvoll" arbeiten. Ähm, nö da gieße ich lieber Blumen, gehe mit dem Hund Gassi oder rege mich bissel auf. Auch nett: "Es hat doch nicht jeder Texter ständig Arbeit für acht Stunden täglich, da kann er in den Leerlaufzeiten auch mal Texte für umsonst schreiben, während ich mir die Eier schaukele, meinen dritten Cocktail am Strand schlürfe und mich über den doofen Texter schlapplache." Ok, den letzten Teilsatz habe ich hinzugedichtet, kommt aber bei diesen Höllenjob-Angeboten ungefähr hin. Obendrein hapert es bei solchen Pappenheimern sehr oft mit der Zahlungsmoral.


Umsonst ist wie günstig, nur teurer



Aktuell zieht eine Mitautorin gegen einen M. G. aus Magdeburg vor Gericht, der freudig einen Geschäftsbrief und einen Flyer nach dem anderen geordert hat, weil seine beiden Endkunden davon so begeistert waren, er jedoch nicht im Traum daran denkt, seine Rechnungen zu begleichen. Ein Endkunde musste nun doppelt zahlen (und zwar nochmal an die Texterin), weil er die zahlreichen Texte bereits umfassend nutzt. Für die angenommen Texte des zweiten Endkunden verweigert M.G. kategorisch die Zahlungen, weil er das Geld für sich behalten will?! Der gute Mann ist in diversen FB-Gruppen aktiv, sucht weiterhin nach Opfern und stellt sich gegenüber seinen aktuellen Gläubigern tot. Sportlich! Solche Geschäftspraktiken können verdammt teuer werden. Sowas UNARTiges aber auch von diesem Magdeburger Studio! (Beweise liegen vor).


Schwarzer Humor? Unlustig!


Bei diesem "Jobangebot" für ein Fanzine bzw. Webzine
aus Frankfurt/M. muss man quasi noch Geld mitbringen.

Wer seine Arbeitskraft zu billig verkauft, dessen Arbeit wird nicht wertgeschätzt. Die Texterforen sind voll von Klagen über Hinz & Kunz Nichtzahler aus dem Billigsegment. Mit der unterbezahlten Arbeit anderer Geld satt verdienen oder sein Image aufpolieren – das ist nix Neues. Leistungen gar nicht zu zahlen, scheint unter SEOs und sonstigen Affili-Webmastern ein akzeptierter Sport zu sein.

Bei diesem Beispiel (Screen) soll man sogar noch Geld mitbringen (Kameraequipement, Fahrtkosten etc, Anm.d.Red.), um als Redakteur und Fotograf arbeiten zu dürfen. Wir haben herzlich gelacht, obwohl uns ob der naiven Dreistigkeit eher zum Heulen zumute war. Nicht jedes Jobangebot ist ein Job! Und "Nein" sagen geht eigentlich recht einfach.

Kürzliche Antwort auf meine Uralt-Bewerbung als Texter zu nebenstehendem Beispiel – Job-Ausschreibung "Wir suchen dringend neue Redakteure." Bei der ersten Ausschreibung wurde die Webseite, die durchschnittlich 2.000 Zugriffe pro Monat und etwas über 500 FB-Likes hat, nicht genannt.

"Hallo Claudia,
Sorry, dass ich mich erst jetzt bei dir melde und vielen Dank für dein Interesse an einer Mitarbeit. Ich muss dazu sagen, dass ich keine Bezahlung anbieten kann, da die Werbeeinnahmen bisher grad mal die Serverkosten decken. Außerdem ist unsere Seite eher ein Hobby nebenbei und nicht unsere Haupteinnahmequelle.
Ich würde dich sehr gerne als Fotografin bei uns willkommen heißen und hoffe, dein Interesse trotzdem geweckt zu haben."

Sehr verlockend – aber nein, danke.^^

Update 25.06.17:
  • Quelle zur Jobausschreibung auf dasauge wurde von der Seitenbetreiberin selbst gelöscht (Link läuft ins Leere).
  • Backlink zum Webzine (Job-Anforderungen) wurde auf Wunsch in nowfollow umgewandelt.
  • Stellungnahme der Webmasterin im Kommentarbereich. Vielen Dank.

Tags: Jobs aus der Hölle, Jobangebote aus der Hölle, Höllen-Jobs, höllische Jobangebote


Festjob als Fließbandtexter mit Mindeststückzahl


Den Vogel schießen jedoch die großen Konzerne ab! Diese halten sich offensichtlich für besonders clevere Sparfüchse. Jüngst flatterte mir ein Jobangebot für eine Festanstellung vor Ort als Texter bei einer in Berlin ansässigen Firma, die Spielzeug und Mode off-/online vertreibt und jährlich 5 Milliarden Euro Umsatz macht, über den Bildschirm – Gesuch vom 19.06.17 in einer FB-Texterjob-Gruppe. Mindest-Anforderungen: 80 Produkttexte in 8 Stunden (ca. 5.500 Wörter täglich) = 110.000 Wörter im Monat – Minimum.  Hochgerechnet komme ich auf 1,1 Cent pro Wort. Weitere Anforderungen siehe Screen. Voraussetzung: abgeschlossene Berufsausbildung oder abgeschlossenes Studium in den Bereichen Mode, Marketing, Germanistik, BWL etc. Verdienst: 11 €/h brutto. Urlaub im Sommer (also dann, wenn das Hirn vor Hitze ohnehin nur im Sparmodus läuft) ausgeschlossen. Die Headhunterin (selbst dort als Redakteurin angestellt) war äußerst nett und äußerst auskunftsfreudig. Ich habe mich höflich bedankt und ebenso höflich abgelehnt. Aber sicher: "Es wird ja niemand gezwungen!" Die Firmen-Bewertungen der geknechteten AN einer der Zweigstellen dieser Group auf dem Portal Kununu sprechen allerdings eine andere Sprache.


Meine Antwort:
Vollzeit-Fließband-Texter für 11 €/Stunde brutto in einer
der teuersten Städte Deutschlands: Berlin

Liebe xxx,
danke für die umfangreichen Infos, dann werde ich mal die Koffer packen und den Umzugswagen nach Berlin bestellen. Natürlich nicht.
😉
Die Arbeitsbedingungen und die Vergütung widersprechen jeglichem Verständnis für einen fairen Job in diesem Bereich. Mindestanforderungen, Stückzahl, Fließbandarbeit in der Kreativbranche? Texter als Vollzeit-Schreibmaschinen? Ein NoGo! Unabhängig von der unterirdischen Bezahlung und den Rahmenbedingungen ist das anvisierte Textvolumen von 80 Artikelbeschreibungen pro Tag bei 8 Stunden über einen längeren Zeitraum technisch, körperlich und mental nicht durchführbar.
Ich habe bereits eine Vielzahl Webseiten und Shops betextet, ansonsten bin ich Fachtexter für Zahnmedizin. Über eine sichere Festanstellung als Texter würde ich bei einem Verdienst von 2.500 € nachdenken
– bei freier Zeiteinteilung und mit realistischen Textmengen. Für eure Firma wäre ein Textgenerator die richtige Wahl, denn selbst Textbörsen mit Hobby-Tippern der niedrigsten Qualitätsstufe kämen für euer Budget nicht infrage. Ich wünsche Dir persönlich alles erdenklich Gute und bleib gesund.
Liebe Grüße, Claudia


Update 28.06.17:
Antwort der verantwortlichen Redakteurin
Härte-Test mit erschreckendem Ergebnis! Bezüglich dieser Berliner Festanstellung habe ich deren Anforderungen (siehe Screen obendrüber) heute mal freiwillig ausgetestet, weil es sich so ergeben hat (Produkttexte, eigener Kunde) und ich wissen wollte, was machbar ist.

Innerhalb von sechseinhalb Stunden hochkonzentrierter Arbeit habe ich 40 Minitexte á 60 Wörter geschafft (ok, mit ein paar kleinen Rauchpausen). Reiner Fließtext ohne Formatierung, ohne Bullets, ohne irgendwas, nicht mal eine Überschrift war gefordert, Inhalt dennoch anspruchsvoll. Mehr ist nicht drin!!!

Und ich habe die Dinger wirklich "runtergekloppt": Produktbild angucken, kurze Markenrecherche, schreiben, korrigieren, fertig. Nun ist mein Hirn leer und ich habe Kopfschmerzen! Ich tippe sonst die gleiche Menge innerhalb von vier Tagen mal zwischendurch zur Auflockerung, aber niemals nonstop!

Nach den Anforderungen dieses Unternehmens hätte ich also gerade mal 50 Prozent des Mindest-Solls geschafft. Dasselbe den nächsten und übernächsten Tag, die ganze Woche, den ganzen Monat, monatelang! Das grenzt an Folter!

Was denkt sich solch eine Firma eigentlich dabei, so etwas als Job auszuschreiben?! 
Update 29.06.17:
Antwort/Stellungnahme der verantwortlichen Redakteurin oben rechts per Screen nachzulesen. Danke.

Erläuterung: Für eine Sekretärin oder Schreibkraft sind 5.500 Wörter am Tag natürlich kein Problem. Doch für Texter / Journalisten / Redakteure ist die Menge der Tastaturanschläge pro Minute oder Stunde völlig unrelevant, weil es eben nicht ums schnell Tippen nach Diktat geht und keine Schnellschreibrekorde aufgestellt werden sollen. Ein kreativer Text beinhaltet mehr als nur turboschnell aneinandergereihte Wörter und ist mehr wert als niedrige Zeilenpreise oder Wortpreise im einstelligen Cent-Bereich. Dann passt auch der berühmte "Mehrwert". Danke an Gabi H. für den wertvollen Hinweis.

Zu diesem Thema hat Neil Patel einen sehr interessanten Beitrag verfasst: 

Aufbau, Schreibdauer und Erfolg von Kurz- und Langtexten im Web




Träumt schön!  

Traumzauberhafte Grüße, Claudia

Text + Screens: Claudia Goepel
Fotos: Pixabay

PS: Natürlich gibt es reichlich Ausnahmen. An dieser Stelle möchte mich ganz herzlich bei all meinen seriösen und fairen Geschäftskunden bedanken, mit denen die Arbeit auf Augenhöhe verdammt viel Spaß macht.

PPS: Zwei hilfreiche Links
(Stichworte: Sorgfaltspflicht, identifizierende Berichterstattung, allgemein zugängliche Quellen) für Leser, die mich aufgrund dieses Artikels abmahnen oder einschüchtern wollen: Basiswissen Presserecht und Bedenkenlos verlinken?






Höllisch?

Ob diese clevere Firma wohl fündig geworden ist?!
In der Regel bezahltes Pitching ist bei Riesenaufträgen großer Firmen üblich, aber nicht
für die eigene Mini-Web-Präsenz sich lauter Logo- und Webseiten-Vorschläge von Freelancern
für nix anfertigen lassen und dann das hübscheste raussuchen. ^^
(Quelle: ebay Kleinanzeigen und dasauge)

Billiglohnland Deutschland?!
Die weltweit agierende Foto-Agentur BILDSCHÖN aus Berlin zahlt für den Halbtageseinsatz eines freien Fotografen
im eigenen Land vor Ort unglaubliche 45 € pro Stunde ---> 55 Prozent weniger als im Ausland!
(Quelle: dasauge - Screen vom 24.06.2017)

20 Kommentare:

  1. In 8 Stunden mal eben 5.500 Wörter tippen dürfte doch kein Problem sein, oder vielleicht doch? Ich rechne mal durch: angenommen, der Otto-normal-Tipper schafft 180 Zeichen pro Minute. Wenn ein Wort durchschnittlich 6 Zeichen lang ist, dann sind das etwa 30 Wörter in der Minute. Für 5.500 Wörter würde der gute Otto dann etwa 190 Minuten benötigen, also etwas mehr als 3 Stunden Arbeit. Eigentlich ein Klacks, sollte man denken.
    Genauso wie Bewerbungsschreiben, die tippt man ja auch mal eben mit links runter und hat den Job in der Tasche. Nicht wahr?

    Eben nicht, denn mit dem bloßen Tippen ist noch lange kein guter Text entstanden. Denn hinter jedem noch so kurzen Text steckt eine Menge Kreativität, Brainstorming und Entwicklungsarbeit.
    Mit den meisten Texten verhält es sich wie mit einem gutem Wein: er muss reifen, dafür braucht er Zeit und Zeit ist nun mal Geld.

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    1. Liebe Ungeheuerlich,

      danke für Deinen Kommi. Genau so sieht's aus.

      Liebe Grüße, Claudia

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  2. TRAURIG! (aber wahr)......das geschriebene Wort zählt momentan nicht mehr. Neben dem oben genannten geht es auch den Autoren ja nicht besser. ebooks werden für 99 Cent verramscht.....man könnte meinen, das "Wort" ist nichts mehr wert. Schade! Daher Kompliment zu Deinem Blogtext! Genau so ist es!

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    1. Lieber Finley,

      vielen Dank für Deinen Kommentar und das Lob. Applaus ist Futter für die Seele. Reicht mir für diesen Blog. ;)
      Noch besser wäre es natürlich, wenn ein Umdenken stattfindet, damit gute Autoren und Texter von ihrer Arbeit leben können (Betonung liegt auf "gute"). Ich drücke meinen Mitbewerbern alle Daumen, dass sie auch mal lernen "Nein!" zu sagen. Nicht jedes Jobangebot ist ein Job. Die Abzocker auszusieben, erfordert ein gutes Auge, ein dickes Fell und eine gehörige Portion Selbstbwusstsein. Es ist gut, seinen Wert zu kennen.

      Liebe Grüße, Claudia

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  3. Der Artikel denkt nicht weit genug. Das Problem sind nicht die Zeitungen etc. Die stehen selbst unter Druck. Das Problem ist, das Leser durch das Internet immer weniger bereit sind, für Inhalte zu bezahlen. Der monetäre Druck zieht sich durch die ganze Branche

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    1. hi Ano,

      super Argument, leider auch nur einseitig gedacht. Dann können die Leser eben keine gescheiten Inhalte mehr bekommen, sondern müssen sich mit Schrott begnügen. Irgendwas ist immer.

      LG, Claudia

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  4. Hi,
    ich bin selber stetig auf der Suche nach Textern für den ein oder anderen Text für eine meiner Webseiten. Und nachdem ich den Beitrag gelesen habe, frage ich mich, was wäre dein ein fairer Preis? Oder Gehalt im Monat? Vieleicht ist ja auch einfach das Problem, das der Markt an Hobbyautoren einfach explodiert ist? Die schreiben einen Text mit 2000 Wörter für knapp 40€. Und das nutzen eben die meisten. Ja ich persönlich nutze es auch. ABER! ich habe auch schon mehr für einen Text bezahlt. 4cent das Wort bei einer Länge von 3000 Wörtern, weil es eben ein guter Text sein sollte... Im Endeffekt habe ich genau die selbe Qualität bekommen, die ich auch bei den billigen bekommen habe. Klar kann es sein das ich mit dem einen Texter einfach nur Pech gehabt habe, aber das weckt jedenfalls kein Vertrauen in Texter die preislich auf einer oder zwei stufen höher stehen.

    Kurz also meine Frage: Was ist den ein fairer Preis für einen guten Text? Bzw. Was ist ein faires monatliches Gehalt bei Vollzeit und was bei Teilzeit?

    Lieben Gruß
    Andy

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    1. Lieber Andy,

      was fair ist, empfindet jeder anders. Mein Wunsch-Festgehalt als Texter steht im Artikel, meine Preise stehen auf meiner Texterseite. 4 Cent/W. erachte ich nicht als fair, es sei denn, ich kenne Dich persönlich, wir gehen regelmäßig zusammen Kaffee trinken und es handelt sich um ein absolutes Lieblingsthema, das Du allein nicht hinbekommen würdest.

      Liebe Grüße, Claudia

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  5. Ich halte bis zu 3 Cent pro Wort für in Ordnung, bedenkt man die mangelnde Erfahrung vieler Texter/innen scheint mir dieser Verdienst doch als gerecht. Kategoriebeschreibungen sind keine Doktorarbeiten, diese sind im Handumdrehen geschrieben und benötigen kaum Recherche und sind nicht mit journalistischen Texten vergleichbar. Hier vergleicht man bewusst Äpfel mit Birnen. Vielmehr fällt mir die Arroganz der Texter/innen auf, die ohne Erfahrung in den Textergruppen ab 10 Cent aufwärts kalkulieren wollen. Aber genau wie auf dem tatsächlichen Berufsmarkt entscheidet die Vita über den Verdienst, wer nichts vorbringen kann, hat Abstriche im Gehalt - so ist das Leben.

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    1. hi Ano,

      vielen Dank für Deine Meinung. Niedrigpreise sind im Nischenmarkt-Bereich üblich. Gibt ja Millionen davon. Selbstverständlich werden diese Micro-Preise von den Seitenbetreibern verteidigt, sie wollen schließlich ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Wer den Lebensstandard anderer mit seiner minderbezahlten Arbeit unterstützen will, ohne selbst davon leben zu können - nur zu. Dem ist eh nicht zu helfen.

      Shops, die verkaufen wollen, sparen nicht bei ihren Produktbeschreibungen und zahlen anständig für Kategorie- und Produkttexte. Wobei "anständig" jeder Texter anders interpretiert. Für den einen sind 5 Cent/W. ok, für den anderen sind 10 Cent/W. zu wenig. Kommt auch auf die Art der Produkte an. Ich empfehle hier eh Stück- oder Projektpreise.

      LG, Claudia

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  6. Lieber Andy, ich bin seit 17 Jahren Werbetexterin. Und ich habe kein Problem, meinen Stundensatz von 85 € durchzusetzen. Den bezahlen Werbeagenturen und gestandene Unternehmen ohne Diskussion. Auf Wortpreise würde ich mich niemals einlassen. Oder ist eine Seite Geschwafel mehr Wert als drei perfekte Zeilen, die ohne Ende Kunden einbringen?

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    1. Liebe Daniela,

      DANKE! Vor allem für die letzte rhetorische Frage.

      Liebe Grüße, Claudia

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  7. Hallo Frau Goebel, jetzt muss ich mich auch zu Wort melden und die Passage, die sich um mein Webzine handelt, klarstellen. Ich suche Untersützung für mein Webzine, weil meine Redakteurin und ich den Anfragen der Musiklabels nicht mehr nachkommen, denn von diesen werden wir beide außer durch die Zurverfügungstellung der jeweiligen CDs nicht weiter bezahlt. Das ist aber in der Schwarzen Szene so und wird sich nur wegen ihrem Artikel auch nicht ändern.

    Noch schlimmer ist es mit der Konzert- und Festivalberichterstattung. Da können wir froh sein, wenn wir überhaupt zugelassen werden. Denn bevor wir da überhaupt hin dürfen, bedarf es ein Vorbericht und eine ausführliche Bewerbung beim Veranstalter. Dieser wiederum entscheidet, ob wir überhaupt zugelassen werden. Eine extra Bezahlung in Geldform gibt es da auch nicht, lediglich der freie Eintritt wird gewährt. Somit bleibe auch ich auf den Kosten für die Fahrt dorthin und die ggf. anfallenden Übernachtungskosten sitzen. Ganz zu schweigen von den Kosten für meine Fotoausrüstung.

    Oder glauben Sie, dass das WGT für die zugelassenen Fotografen bzw. Redakteure noch Geld abdrückt? Ein ganz großes NEIN!

    Und was die Werbeeinnahmen betrifft, kann ich Ihnen gern mein letzten Steuerbescheid zeigen, in dem lediglich Nettoeinnahmen von 300 € IM JAHR bescheinigt wurden. Davon muss ich die Kosten für das Hosting mtl. 9 €, die Visitenkarten von mind. 60 € im Jahr sowie das Porto für den Versand (20 x 1,45 €) der CDs an meine andere Redakteurin bezahlen. Was bleibt dann noch? 103 € IM JAHR! Das sind monatlich etwas mehr als 8,50 €! Und das teile ich mir dann noch mit meiner Redakteurin. Super! Ich finanziere mir mein Webzine durch meine anderweitige Berufstätigkeit!

    Und warum mache ich das dann? Weil es mir Spaß macht und ich meine Lieblingsbands aus der ersten Reihe bewundern kann bzw. mir ihre Lieder weit vor dem eigentlichen Release-Termins anhören kann. Dafür müsste ich sonst Unmengen an Eintritten bzw. Geld für CDs ausgeben.

    Was das ganze Prozedere angeht, bin ich mit meinem Webzine nicht die einzige, die es so handhabt. Meine befreundeten Fotografen und Redakteure haben alle eine andere Vollzeittätigkeit, womit sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.

    Was ist daran dann so verwerflich, dass ich mir Unterstützung suche, die das als eine Change sieht, nah an ihrem Idol zu sein?

    Liebe Grüße
    Melanie

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    1. Liebe Melanie,

      vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
      Mir ist schon klar, um was es geht. Ich finde es auch nicht verwerflich, im Freundes- oder Fankreis nach Unterstützung für das eigene Hobby zu suchen. Allerdings ist eine Stellenausschreibung für Freelancer dann der denkbar schlechteste Weg, um deutschlandweit honorarfeie Mitarbeiter zu generieren. Ein Job ist nunmal ein Job und kein kostenloses Freizeitvergnügen. Selbst ehrenamtliche Arbeit ist nicht umsonst.

      Dass Texter / Redakteure / Fotografen dann verwundert, amüsiert oder empört reagieren, ist quasi vorprogrammiert. Aber es ist gut, dass die öffentliche Jobausschreibung inzwischen entfernt wurde. Auf der Seite selbst ist nach wie vor nicht ersichtlich, dass es sich bei der Redakteursuche um unbezahlte Mitarbeit handelt. Hier wäre ein Hinweis vielleicht ganz hilfreich.

      Ich drücke die Daumen und wünsche viel Erfolg mit der Seite, ist ansonsten eine schöne Sache und auch ganz mein Geschmack.

      Liebe Grüße, Claudia

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    2. Nur weil mein Job in Wirklichkeit ein Hobby ist, kann ich von anderen nicht erwarten, dass sie ihren Job ebenfalls als Hobby behandeln.

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    3. Nur weil etwas vermeintlich eben so ist, in welcher Szene auch immer muss es noch lange nicht gut und richtig sein! Auch wenn man es selbst noch so oft propagiert. Wäre dem nämlich so, würden heute noch die "Neger" Baumwolle pflücken und die Gladiatoren in Rom kämpfen... deren Besitzer fanden das nämlich auch durchaus üblich in ihren Kreisen (Szene).

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  8. "selbst ehrenamtliche Arbeit ist nicht umsonst" Ach, nicht? Stellen Sie selbst aber gerne so dar. Sie bekommen angeblich gar nichts und müssen auch noch Fahrtkosten und Zubehör als Vorleistung selbst zahlen, heißt es doch sonst immer. Jetzt bekommt man auf einmal selbstverständlich Geld fürs Ehrenamt? Diese verschiedenen Aussagen sind doch sehr aufschlussreich.

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