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Freitag, 13. Mai 2016

7 Gründe, weshalb Börsentexter einen an der Waffel haben - Texter-Albtraum

Texten für Appel und Ei oder steckt mehr dahinter?
Freitag, der 13. - ach du Scheixxe! Auf Facebook gibt es zahlreiche Texter-Gruppen, die Texter eigentlich mit Arbeit versorgen sollen (stattdessen bekriegen diese sich gegenseitig). Eine gute Idee, alt wie der Wald: Texteinkäufer, Firmen oder Agenturen nutzen die sozialen Medien, um Stellenausschreibungen zu schalten oder kurzfristig gute, frische Texter zu akquirieren. Manche von denen treiben sich ja sowieso den ganzen Tag nur auf Facebook rum. Oder das andere Extrem: Sie tippen sich die Finger auf Textbörsen wund, sind Niedrigpreise gewohnt und dankbar für jeden Auftrag im untersten Centbereich.




Es ist eigentlich egal, warum ein Texter eine Textbörse benutzt. Prinzipiell wäre es falsch, lautet die allgemeine Meinung in den Gruppen und Foren. Und wer als Texter "für" eine Börse schreibt, ist sowieso unseriös und unprofessionell. Alles klar? Zwar haben die meisten Quereinsteiger ihre ersten Erfahrungen als Freelancer auf einer Börse wie Content.de oder Textbroker gemacht, was auch nur noch selten geleugnet wird. Doch wer es nicht schafft, von dort wegzukommen, hat einen an der Waffel oder kann es eben nicht besser. So die Meinung der Profis.


7 Gründe, wieso Texter Textbörsen nutzen (genderfrei)


  1. Der Texter besitzt einen Computer mit Internetzugang und einen Küchentisch
  2. Der Texter hatte mal eine 1 oder 2+ im Deutschunterricht und kann Sätze aneinanderreihen
  3. Der Texter ist zu blöd, Akquise zu betreiben und sich auf dem freien Markt Aufträge zu suchen
  4. Der Texter weiß nicht, wie man Rechnungen schreibt oder ist zu faul dafür
  5. Der Texter wurde von den Mitarbeitern des Textportals einer Gehirnwäsche unterzogen
  6. Der Texter hat so viel zu tun, dass er als Auftraggeber Texte im Niedrigpreissegment anfordern muss
  7. Die Punkte 1 - 6 sind völliger Quatsch - es gibt andere Gründe 

Tatsächlich gibt es nicht wenige Freelancer, die fast ausschließlich mit der Arbeit auf Textbörsen ihren Lebensunterhalt bestreiten und Monatsverdienste im vierstelligen Bereich erzielen. Davon träumen Küchentisch- und Hobbytexter! Das geht natürlich nur mit Stammkunden, die das Börsensystem befürworten und Direktaufträge erteilen. Voraussetzung: Der Texter besitzt eine Qualitätseinstufung oberhalb von 4 Sternen und hat den oder die Auftraggeber von seinem Können überzeugt. Börsentexter, die das nicht schaffen, schimpfen zu Recht auf die unterirdischen Verdienstmöglichkeiten im OpenOrder-Bereich. Oder die Texter erfüllen die Einstiegskriterien trotz Journalistikstudium nicht und sehen eine Börse nie von innen.

Egal wie man es dreht und wendet - wer es nicht hinbekommt, mit seiner Schreibarbeit Geld zu verdienen, ist entweder zu schlecht oder zu gut. Kommt auf den Blickwinkel an. Diese Problematik wurde bereits erschöpfend in sämtlichen Medien diskutiert und ausgewalzt. So wie überhaupt das Thema Crowdworking* im Texterbereich Bücher füllen könnte. Der Platz in diesem Blog reicht hierfür nicht aus. Eine gesunde Mischung aus Börsenaufträgen, Agenturaufträgen und freien Aufträgen wäre für Freelancer die beste Variante, wenn sie mit Texten Geld verdienen möchten. Es sei denn, eine Textbörse kommt aus Gründen (...) überhaupt nicht infrage, dann müssen die Wortkünstler ausschließlich auf dem freien Markt zurechtkommen. Gute Texter schaffen auch das.

*Crowdworking soll sich zu einer anerkannten Arbeitsform mit angemessener sozialer Absicherung entwickeln, zu diesem Zweck macht die IG Metall aktuell eine anonymisierte Umfrage. Ob mit einer Umfrage nur Daten gesammelt oder ob die Informationen wirklich nutzbringend aufgearbeitet werden, weiß man als Teilnehmer erst hinterher. Ich persönlich mag Umfragen.


Wenn Texter zu anspruchsvollen Auftraggebern mutieren


Ich greife mir mal wahllos einen Punkt aus der obigen Liste heraus und schaue mir die Behauptung genauer an. Nehmen wir Punkt 6, denn die Zahl Sechs ist meine Lieblingsszahl. Die Aussage stimmt: "Der Texter hat so viel zu tun, dass er als Auftraggeber Textaufträge im Niedrigpreissegment einer vorab verteufelten Textbörse einstellt". Und zwar bei einer Textbörse, in der er selbst als Schreiberling tätig ist, aber die unterirdischen Preise anprangert, von denen kein Texter leben kann <--- betrifft die Aufträge im öffentlichen Pool der Kategorie 2*- 4* Sterne (0,8 - 1,3 Cent). Das verabscheuenswerte Prozedere ist bekannt und wurde bereits in diesem Beitrag erörtert: Kann jeder Idiot eine Textagentur gründen?


Das geht so: Billigttexter mutieren zu Billigagenturen und nutzen Textbörsen, um noch billiger Texte von noch minderbegabteren Autoren (als sie selbst) im Niedrig-Sektor schreiben zu lassen. Dann regen sie sich über die miese Textqualität auf und schimpfen auf die Börsen, die angeblich den Freelancern die Aufträge wegnehmen (die "draußen" sowieso keiner schreiben würde). Als Kunden sind sie ja hübsch anonym dort unterwegs. Widersprüchlicher und verlogener kann man keine Negativargumente erfinden! Der Verdacht liegt nahe, dass solche Aktionen bewusst forciert werden, um der Crowdworking-Branche zu schaden. Leider am falschen Ende. Ich werde mich hüten, auf einer Textbörse eine OpenOrder zu bearbeiten, denn die Gefahr, dass man über einen verkappten Schreiberling oder einen Affili-Guru aus einer FB-Gruppe stolpert, ist inzwischen riesengroß. Es sei denn, man will die Unverschämtheit (oder Unbedarftheit) dieser Möchtegern-AG aufzeigen. Bitteschön, gern.

Das Ergebnis ist rechts zu sehen: 40 bis 80 Keywords bzw. Keywordphrasen (inklusive Tippfehler) sollen in einem 300-Wort-SEO-Text (Thema wurschtegal, ist ja nur ein Beispiel) mit Mehrwert vertexthext werden. Es ist ein Krampf, die Wörter sinnvoll unterzubringen. Kann man machen, dann isses aber Kagge. Direktorder-Kunden über eine OpenOrder von sich zu überzeugen, war früher problemlos möglich. Ist jetzt nicht mehr ganz so einfach. Dennoch scheint es genügend Texter zu geben, die solche Horror-Aufträge von beratungsresisten Textdealern übernehmen. Schade, denn so lernen diese es nie. Auf dem freien Markt würde sich niemand solch einen Mist antun! Der von mir verfasste Text, mit dem ich sagenhafte 6,60 Euro verdient hätte, kommt mit folgendem Wortlaut in Revision: "Mit dem Text ist nichts anzufangen. Bitte komplett überarbeiten oder besser wieder freigeben!" Weil ich kein Hellseher bin, reiche ich den Text mit einer höflichen Nachricht (siehe unten) wieder ein. Diesmal kommt das Textprodukt mit Anmerkungen zurück:





Sehr geehrte xxx!
Meine gute Kinderstube verbietet mir eine entsprechende Antwort.
Wobei - es ist spät, ich habe grad nix anderes zu tun und vielleicht kennen Sie sich ja mit der Erstellung eines umsetzbaren Briefings und/oder den Gepflogenheiten einer Textbörse nicht aus (einfach wieder freigeben geht nur bei xxx). Deshalb will ich mal nicht so sein und kopiere Ihnen Ihre grandiosen KW-Vorgaben zum Nachlesen in diese Nachricht:
(hier folgt die ellenlange KW-Liste - 40-80 auf 300*)
Soll ich Ihnen was verraten? Mit dem daraus resultierenden Text könnte ich als Betreiber einer Singlebörse oder potentieller Dating-Kunde auch nicht viel anfangen. Für die Suchmaschinen hingegen ist er perfekt. Es sind sämtliche Wörter und Wortgruppen drin, die Ihnen offensichtlich wichtig sind. Sollten Sie einen hochwertigen Text mit echt prickelndem Mehrwert für Ihre Leser wünschen, dann dürfen Sie mir gern einen Direktauftrag (DO) zu meinen Konditionen erstellen (ohne KW-Spam, aber gern mit KW-Recherche!).
Eine angenehme Nacht wünscht,
Claudia G. (Dienstwerk)


Haben Börsentexter einen an der Waffel?


Natürlich habe ich den Auftrag wunschgemäß (auch auf Anraten des Kundenbetreuers) annulliert, denn der oder die AG scheint extrem beratungsresistent. So gut zaubern kann und will ich dann doch nicht. Haben Börsentexter nun einen an der Waffel? Ja, in diesem Fall schon - ich bekenne mich schuldig. Niedrigpreise gibt es nicht nur auf Textbörsen, die übrigens im gegenseitigen Interesse an einer fairen Preisgestaltung mit Luft nach oben interessiert sind, sondern verstärkt auch am freien Markt. Es liegt an jedem Texter selbst, ob und und zu welchen Preisen er arbeitet. Es gibt leider auch Texter, deren Textqualität echt nicht mehr als 2 Cent/Wort wert ist. Man sollte seine persönlichen Grenzen schon einschätzen können. Darüber wird in den Texterforen und Facebookgruppen seit Jahren diskutiert.

Unangenehm wird es nur, wenn Börsenmitarbeiter ebenfalls in diesen Foren unterwegs sind und Falschbehauptungen und niedere Hetze mit sachlichen Argumenten ad absurdum führen. Und richtig blöd wird es, wenn Auftraggeber am Telefon amüsiert davon berichten, nämlich mir (siehe Screenshot ganz unten). Dafür bedarf es keiner Gruppen-Spione. Ja, verdammt noch mal - da hat mir doch der Jan Böhmermann mit seinem #Verafake meine Idee geklaut! Naja, fast - anderes Thema, aber auch lustig. *schwör*

Träumt schön.

Traumzauberhafte Grüße, Claudia






Nachtrag: Über diesen, meinen Post in einer geschlossenen Facebook-Texter-Gruppe wurde sich künstlich aufgeregt, wie ich soeben erfahren habe. Es wurde behauptet, dass meine FB-Kontakte als Spione unterwegs wären (ich bin in der Ursprungsgruppe kein Mitglied) und es wurde angekündigt, dass jeder, der mich kennt, dort mit einem Rauswurf rechnen müsse. Wow - wie lächerlich ist das denn?!




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5 Kommentare:

  1. Hi Claudia, grundsätzlich geh ich d'accord mit der Einstellung zu Texterbörsen. Bei einer bekannten bin ich nur noch angemeldet, weil ich dort EINEN wiederkehrenden AG habe. Ich muss aber auch sagen, dass es gerade zu Anfang ganz hilfreiche Plattformen sind, um sich einen Überblick zu verschaffen und irgendwie irgendwo den großen Zeh in die Tür zu kriegen. (Auf Dauer ist es eher deprimierend hinsichtlich der Preis-Leistungs-Vorstellungen einiger AGs.)
    Ich habe mich z.B. auch über Anzeigen auf dasauge.de oder initiativ bei Agenturen usw. vorgestellt, aber bisher nicht ein einziges Mal eine Rückmeldung erhalten. So ganz einfach ist Kundenakquise in Zeiten von Dumpingpreisenoverkills leider auch nicht mehr. Und auch bei den Textergruppen auf FB habe ich nur eine handvoll Aufträge abgreifen können. Ich werd mich davon nicht entmutigen lassen, zumal ich derzeit ja noch "nur" nebenberuflich als Freie arbeite und hoffe und agiere einfach so, dass es ab Spätsommer dann endlich doch Form annimmt. Für ganz untalentiert halt ich mich nämlich nicht. Aber das müssen eben potenzielle AGs erst noch verstehen...
    Allerdings ist es doch erstaunlich, wie entsetzt manche AGs bei solchen Plattformen sind, wenn man sich weigert, für 0.01 Cent pro Wort zu schreiben. Und dann auch noch nur Einmalaufträge. Wenn ich als vollständig Freiberufliche überschlage, dass ich zwischen 100 und 200 Euro pro Werktag verdienen muss, damit ich Miete, Versicherungen usw. abdecken kann, kann man sich ausrechnen, wieviele Bücher ich für so einen Wortpreis pro Woche füllen müsste. Was ich nicht verstehe: Die Auftraggeber sind doch selbst freiberuflich oder selbstständig! Die wissen doch, was für Grundkosten gedeckt sein müssen, um zu überleben... Können die sich nicht schon der Logik halber denken, dass ein Preis von 0.01 Cent pro Wort da kaum reicht, um einen Laib Brot zu kaufen?! o.O
    Je nun. Diese 2 Cent mal nur von mir dazu. Ich hoff' jedenfalls, dass ich ganz ganz bald auf die Börsen und Plattformen verzichten kann... :) LG Julia

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    1. Hallo Julia,

      ja gute AG zu finden (und zu halten) ist nicht ganz einfach, aber möglich. Betrifft Börsen und den freien Markt gleichermaßen. In Deinem Fall: Es gibt zahlreiche Reiseblogs, die immer mal gute Autoren suchen. Hast Du diesen Weg schon versucht? Oder schreibe den Support der ersten Börse mal an, verweise auf Deinen Blog und bitte darum, bei diesen Themen für DO vorgeschlagen zu werden. Ansonsten hilft es nur, um Dumpingfritzen einen großen Bogen zu machen und nicht versuchen, deren Beweggründe zu verstehen. Meist sind das selbst ganz arme Würstchen. Viel Glück und weiterhin viel Erfolg (und toi toi toi in Italien) wünsche ich Dir.

      Liebe Grüße, Claudia

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    2. a, ich hoffe mal, dass sich das in der nächsten Zeit alles ergeben wird. Den Tipp mit den Reiseblogs werd' ich mir mal merken. Sind halt auch da viele dabei, die kein Geld in die Hand nehmen wollen oder können. Aber ich werd' dran bleiben. Wenn ich dann ab September "mehr Zeit" hab, mich um Akquise zu kümmern, ist das vielleicht auch nochmal ne andere Sache, als jetzt, wo ich das alles noch so eher nebenbei mache.
      Vielen Dank für die Wünsche, kann's brauchen :D
      LG

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  2. Hallo Claudia, danke für einen weiteren inspirierenden Text ;-) Ich hab dich nun endlich auch auf Facebook geliked.

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