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Mittwoch, 29. Juni 2016

Albtraum Zwangsadoption im "Unrechtsstaat DDR" - Suche, Portrait + Buch

Screenshot "Berliner Kurier"
Themenfremder Blogbeitrag:

Auch das war die DDR - wer will sie zurück?! 

Nachdem die Mutter bei der Geburt des jüngsten Kindes verstarb, wurde der Vollzeit arbeitende Wittwer nicht etwa unterstützt. Nein - die vier Geschwister (5 - 10 Jahre alt) wurden auseinander gerissen und (gegen den Willen des Vaters) in drei verschiedene Heime gesteckt, wo sie bis zur Volljährigkeit bleiben mussten. Das Neugeborene wurde zwangsadoptiert. Die Kinder erfuhren erst ein halbes Jahr später, dass die Mama nicht mehr lebt. Viele DDR-Kinderheime waren emotionale Höllen. Seit Jahren sucht Sindi Krahe, geb. Makus, nach ihrem jüngsten Geschwisterkind, das am 4. Juli 1967 im Kreiskrankenhaus Königs Wusterhausen zur Welt kam - bis jetzt ohne Erfolg. Sie ist sich nicht mal sicher, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt und wendet sich jetzt an die Medien: Wer hat im Juli 1967 einen in KW geborenen Säugling adoptiert? 



Das Geburtsdatum stimmt in der Regel, denn die Behauptung, dass solche Daten von der DDR-Obrigkeit gefälscht wurden, um Nachforschungen zu unterbinden, hat sich bislang in noch keinem Fall bestätigt. Er oder sie müsste in diesem Sommer 49 Jahre alt werden. Das wäre ein gutes Alter für eine Familienzusammenführung der noch lebenden Geschwister, denn der Bruder konnte das Trauma nie verwinden und soll sich deshalb mit 23 Jahren das Leben genommen haben.

Hier geht es zum Artikel des "Berliner Kurier": Schicksal Zwangsadoption in der DDR 
Dieser Artikel widerspiegelt die Erinnerungen und Empfindungen der jüngsten Tochter Sindi und kann von den Erfahrungen der älteren Kinder abweichen. Bei dem adoptierten Baby soll es sich ziemlich sicher um einen Jungen handeln.


Bruder, Kinder mit Opa und Familie mit Vater - zur Verfügung gestellt von Sindis Nichte Bea

  

Die verlorenen Kinder Ostdeutschlands  

 

zerlesene Ausgabe
Katrin Behr, eine liebe Freundin aus meiner Geraer Sturm- und Drangzeit, kennt dieses Schicksal aus eigenem Erleben. Sie wurde zusammen mit ihrem Bruder der leiblichen Mutter entrissen, weil diese sich als Alleinerziehende nicht regelkonform verhielt. Angeblich. Das reichte, um die Mutter ins Gefängnis zu stecken. Die Geschwister wurden auf verschiedene Kinderheime verteilt. Nach über einem Jahr traumatisierendem Heimaufenthalt hatte sie "Glück" und wurde als Fünfjährige von einer linientreuen Familie - gegen den Willen der Mutter - adoptiert und entsprechend erzogen,  während der ältere Bruder Mirko im Heim bleiben musste. Erst nach der Wende konnte/durfte sich Katrin auf die Suche nach ihren Wurzeln und ihrer Herkunft machen und fand eine gebrochene Frau. Ihr Leben, die Erfahrungen bei der Suche und die in den Weg gelegten Stolpersteine hat sie später in einem beeidruckenden autobiografischen Buch verarbeitet, das ich an dieser Stelle gern empfehlen möchte. Veröffentlicht bei Weltbild, Droemer und Knaur: Der Tag, als die DDR mir meine Mutter nahm.

Dieses Schicksal betraf in der ehemaligen DDR tausende Familien. Zwangsadoption wurde willkürlich als politisches Werkzeug missbraucht, um unliebsame Personen zu drangsalieren, zu bestrafen und gefügig zu machen. Unter dem Deckmantel: "Zum Wohle der Kinder". Die meisten dieser Eltern sahen ihre Söhne und Töchter nie wieder, egal wie sehr sie sich bemühten.


Aufarbeitung 2.0



Wochenkrippe 1965/66 - Gera, Goethestraße (ich in der Mitte)

Meine Mutter (✝ 17.12.2012) war Mitte/Ende der Sechziger Jahre ebenfalls alleinerziehend. Zwar kenne ich sogenannte Wochenheime, in denen ich (als Nachwuchs einer ledigen "gefallenen" Mutter) ab dem dritten Lebensmonat Tag und Nacht betreut bzw. verwahrt und nur an den arbeitsfreien Tagen abgeholt wurde, doch ein echtes Kinderheim blieb mir erspart. Meine Großeltern holten mich oft außer der Reihe zu sich und bescherten mir eine glückliche Kindheit in Gera

Meine Mutter arbeitete währenddessen Akkord, um mich versorgen und "behalten" zu können. Kindergeld und Unterhalt waren zu dieser Zeit kaum der Rede wert - etwa 270 Mark verdiente sie monatlich im Fernmeldeamt. Das galt bereits als privilegierte Tätigkeit. Mit dreieinhalb Jahren kam ich in einen "richtigen" Kindergarten. An diesen glücklichen Tag erinnere ich mich noch sehr genau. Drei Jahre später heiratete meine Mutter meinen Vater und wir zogen nach der Geburt meines (Halb)-Bruders aufs Land. Ende gut - alles gut? In meinem Fall schon. Doch nicht alle Eltern und Kinder hatten so viel Glück wie ich. 

Anfang 2008 gründete Katrin Behr in Gera den Verein "Opfer von Zwangsadoptionen" (OvZ-DDR e.V) und erlangte innerhalb kurzer Zeit eine beachtliche Medienpräsenz. Ziel des Vereins sowie der angeschlossenen Such-Webseiten ist es, verlorene zwangsadoptierte Kinder wiederzufinden, auseinandergerissene Familien zusammenzuführen, traumatisierte Mütter und Väter zu rehabilitieren und dieses traurige Kapitel der SED-Diktatur niemals in Vergessenheit geraten zu lassen. Zahlreiche Erfolgsmeldungen krönen ihre ehrenamtliche Arbeit. 2014 wurde sie in der Kategorie "Stille Helden" mit der goldenen Henne ausgezeichnet. Bei der Laudatio machte sie trotz (oder gerade wegen) ihres C&A-Abendkleides von der Stange eine prima Figur. Etikette und schöner Schein waren ihr noch nie wichtig. Inzwischen ist Katrin eine vielbeschäftige Frau und lebt in Berlin. Ich wünsche der kleinen Frau mit dem großen, leicht lädierten Herzen viel Erfolg bei ihrer weiteren Aufklärungsarbeit!

Weiterführende Links:
Zwangsadoptierte Kinder
Hilfe für die Opfer von Zwangsadoptionen



Träumt schön.

Traumzauberhafte Grüße, Claudia


Info: Unter einigen Beiträgen ist ein Werbebanner zu finden. Die Inhalte werden automatisch erstellt. 


Kreiskrankenhaus Königs Wusterhausen - Foto (Postkarte) über drei Ecken bei Akpool erstanden:



1 Kommentar:

  1. Franziska Löffler aus Dresden, sucht ihre Zwillingsschwester.
    https://www.facebook.com/photo.php?fbid=387204938282209&set=gm.1212451885511829&type=3&theater

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