Über Liebesbriefe oder Nicht-Liebesbriefe und über einen Auftrag, der mich einen ganzen Tag lang bis in die Nacht hinein beschäftigt hat, habe ich doch völlig den kleinen Literaturwettbewerb Pokapro des DSFO (Deutsches Schriftstellerforum) verpennt. Die Auflösung und Kürung der Gewinner fand am gestrigen Freitag 19.00 Uhr statt. Habe ich nun was gewonnen? Und welche Spiral-Geschichte ist von mir? Hier die Auflösung:
Spiralen, Spiralen, Spiralen
Thema war Spiralen - metaphorisch, direkt oder versteckt. Mindestwortzahl 100, Maximalwortzahl 350. Die Texte sollten theoretisch Platz auf einer Postkarte finden - daher auch der Titel des Wettbewerbs: Postkartenprosa (Pokapro). Bewerten durfte jeder Teilnehmer und jedes Forenmitglied. Das Prozedere lief komplett anonym ab, also alles in allem sehr fair. 30 Hobbyautoren jeder Altersgruppe haben sich an dem Wettstreit beteiligt. Ein Großteil meiner Favoriten landete weit oben, auch wenn zwei Texte dabei waren, die von mir keine Punkte erhalten hatten. Die Treppchen-Gewinner habe ich bereits ausgiebig im Forum beglückwünscht. Mein Text landete genau in der Mitte auf dem 15 Platz. Das finde ich super. Hier ist er:
ABC
Er bearbeitete den Auftrag nicht der Reihe nach, obwohl er es vorhatte. Zwar begann er mit A wie Alibi, setzte seine Ausführungen mit B wie Bösartigkeit fort, hob sich C wie Cyberkriminalität jedoch für später auf. Er übersprang die Buchstaben D bis G und verweilte sehr lange beim H. Der Zeitrahmen war ziemlich eng bemessen für dieses umfangreiche Werk. Für einige Begriffe musste er unter Leute, für andere reichten Medien-Berichte und Bücher. Bei I für Inzest oder IS fand er ebensoviel inspirierendes Material wie bei L wie Lustmord.
Er wühlte sich querbeet durch die Abgründe der menschlichen Seele und hatte zunehmend Spaß dabei. Schon bald spürte er beim Schreiben einen Sog. Seine Fingerspitzen kribbelten, sein Schädel überzog sich mit Gänsehaut und sein Herz begann zu stolpern, wenn er sich an den PC setzte und seine Recherchen für den nächsten Buchstaben überflog. Er fand einen stilistischen Kniff, damit das mit Fachwörtern gespickte Lexikon für den Leser interessant bleiben würde: Zu jedem Begriff dachte er sich raffinierte Fallbeispiele aus.
Bei der ersten Zeitungsmeldung vermutete er einen Zufall, bei der zweiten auch. Mord, Totschlag und Vergewaltigungen fanden schließlich weltweit täglich hundertfach statt. Doch er wollte sichergehen, es genau wissen und konstruierte einen Banküberfall, wie ihn nur ein talentierter Schriftsteller erfinden kann. Fieberhaft wartete er am nächsten Morgen auf die aktuellen Nachrichten. Tatsächlich: Die am Vortag aus seiner Tastatur geflossene Straftat spielte sich exakt wie von ihm beschrieben im Nachbarort ab. Marke des Fluchtfahrzeugs, Höhe der erbeuteten Summe, selbst die Zahl der Geiseln waren identisch. Er war fasziniert.
Gleiches passierte am übernächsten Tag mit einem ausgeklügelten, grausamen Szenario zum Thema Tierquälerei. Er machte weiter mit den Begriffen Anschlag (dafür opferte er den Lexikoneintrag zu Alibi), Giftgas und Terrorismus. Schnell fand er den passenden Titel für sein Lexikon, das sich längst wie sein Lebenswerk anfühlte: Spirale der Gewalt. Er schrieb auf, was passieren würde - und es passierte. Als nur noch zwei Buchstaben übrig waren, kaufte er Unmengen Lebensmittel und verrammelte seine Wohnung. Die Texte für S wie Selbstmord und W wie Weltkrieg fehlten.
Er begann mit Weltkrieg.
Zum Nachlesen gibt es alle Siegergeschichten hier: Top10 des Pokapro
Viel Spaß. Ich hoffe, die Spiralen verfolgen euch nun nicht in eure Träume.^^
Träumt schön!
Traumzauberhafte Grüße, Claudia
Ich werde sicherheitshalber vor dem Zubettgehen nachschauen, ob nicht ein Meuchelmörder unter meinem Bett liegt .. lach .. aber keine Gefahr .. Boomer wird den schon zur Strecke bringen, denn der schläft am Fußende. Nachti .. und Glückwunsch zum 15. Platz. LG Renate
AntwortenLöschenDankeschön. Und, gut geschlafen oder wurdest Du spiralisiert?^^ LG, Claudia
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